Probleme tauchen nicht selten bei Kirchenfenstern auf:
Insbesondere leiden Farbfenster oder Bleiverglasungen wegen der Missachtung bauphysikalischer Gegebenheiten betr. ihrer Montage-Systeme vor Ort. Das heisst, vermeintlich werden Glas-Blei-Elemente im Verbund mit einer Float-Aussenverglasung als Einheit in die Fensteröffnungen (Falz) eingebaut. Es ist eigentlich klar, dass eine Glas-Blei- Einheit niemals dieselbe charakteristische Dichte einer Float-Glasfläche repräsentieren kann. Zwischen der SK-Schnittkante der Einzel-Glasteilen und der Bleifassung (H-Bleiprofil) sind jeweils (trotz der Verkittung oder Versiegelung) minimal kleine Lücken auszumachen.
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Somit beeinflusst das Eindringen von kleinen Mengen Luftfeuchtigkeit (und ebenso von kleinen Staubpartikeln begleitet) was sich in den Zwischenräumen der beiden unterschiedlichen Verglasungs-Flächen, für die Zukunft negativ entwickeln kann.
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In den Zwischenräumen dieser zwei unterschiedlichen Verglasungsflächen bilden sich Kondensat-Ablagerungen, welche während Jahren - meistens noch unbemerkt - die innenseitigen Glasflächen korrodieren lässt. Der über längere Zeiten "eingefangene" Feuchtigkeitsbefall in Verbindung mit Staubpartikeln bewirkt, dass sich zunehmend, ähnlich einer Lauge bildend, letztendlich die oberste Glasschicht (Glashaut) verletzend korrodiert. Die Glashaut wird durchbrochen - es bilden sich Kalkablagerungen, die irreversible Spuren hinterlassen und nach und nach eine Glasfläche erblinden lässt.
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Klar doch, sobald eine Farbfenster- oder Bleiverglasungsfläche stets einer Belüftung (Hinterlüftung) ausgesetzt bliebe, eine solche Negativ-Einwirkung auf die Original-Substanz sich gar nicht erst entwickeln könnte.
Es ist immer wieder erstaunlich mit welcher Ignoranz diesem bauphysikalischen Phänomen auch von Fachkreisen begegnet wird. Mit solch unüberlegten Handlungen, wird jedesmal neu in Kauf genommen, damit aktiv Original-Substanz zu zerstören.
Bei den soeben erfolgten Korrektur-/Sanierungs-massnahmen, an den bestehenden Chorfenstern in der Kirche Rüderswil /BE, konnte dies einmal mehr zur Erkenntnis gebracht und analysiert werden.
Martin Halter, Glasmaler-Restaurator IER Bern